Im Plüschherz zwischen Bikern

Samstagmorgen, 10.00 Uhr, das Festgelände auf der Automeile Höherweg füllte sich langsam mit Besuchern und von überall her strömten die Bikes: große kraftvolle Maschinen, Raritäten und auch der kleine 50er Roller waren dabei. Gestern, am 10. Juni, fand der 9. Motorradkorso der Biker4Kids statt. Es war ein riesiges Event für den guten Zweck, für den ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst in Düsseldorf. 

Der Herzlauf-Hilden e.V. war dabei, um die Biker4Kids zu unterstützen. Davon abgesehen, dass wir für solche Gelegenheiten immer gerne zu haben sind, ist es auch unser Dankeschön für die tolle Hilfe der Biker4Kids beim Herzlauf. Vielleicht erinnert ihr euch an sie, sie standen den ganzen Tag am Grill und haben für euch die Würstchen gewendet. Und ebenso zuverlässig wollten wir uns nun um ihren Grillstand kümmern und für die Gäste des Motorradkorsos leckere Würstchen grillen. Später haben wir dann noch unser Wirkungsfeld ausgeweitet und den nahen Getränkestand tatkräftig unterstützt.

Mit netten Leuten grillt es sich am besten

Am Grillstand kamen wir in den Stoßzeiten ganz schön ins Schwitzen, aber auch wenn die Schlange der Hungrigen etwas länger wurde, waren alle Besucher immer entspannt und freundlich. Überhaupt war der gesamte Tag von einer Atmosphäre der friedlichen Zusammengehörigkeit geprägt. Die allermeisten kannten sich untereinander und wenn man sich nicht kannte, dann verband einen zumindest die Leidenschaft fürs Biken. Und auch wenn wir ja bekanntlich kein Biker-Club sind, verband uns dann wiederum der Charity-Gedanke, der Wunsch anderen zu helfen.

Als  ich bei unserem Stand an einem der Tische saß, um diesen Beitrag vorzubereiten, hörte ich den Bikern am Nebentisch zu. Es waren zwei Männer in Lederkleidung mit vielen Tattoos an den Armen. Beide mit zu einem Zopf gebundenen Haaren und langen Bärten, der eine in dunkelbraun, der andere in weiß. Sie unterhielten sich über alltägliche Dinge, über Probleme mit und von Freunden und über ihre Familien. Nach einer Weile sagte dann der eine: „Ist das nicht super hier? Die ganze Atmosphäre hier: alle sind happy und jeder hat ein Grinsen im Gesicht! Das ist mal wieder eine tolle Veranstaltung!“ – Das hätte ich nur unterschreiben können!

 

 

Biker mit Herz und eine ganz besondere Familie

Vor Beginn des Korsos hatte ich dann noch die Gelegenheit, Britta und Ralf kennenzulernen, ein Biker-Paar mit großen Herzen und viel Humor. Beide sind letztes Jahr im Plüschherz beim Korso mitgefahren. Dieses Jahr konnte nur Britta das Herz überziehen, weil Ralf zwei Beifahrer im Beiwagen und auf dem Motorrad hatte. Britta sah sehr süß aus mit dem überdimensionalen Plüschherz und ihrem passenden Plüschhelm mit den lustigen Schlappohren. Beherzt hat sie der Hitze in Bikerjacke und Plüsch getrotzt!

Ralf nahm bei diesem Motorradkorso den kleinen Ralf und dessen Pflegemutter mit. Ralf ist 7 Jahre alt und muss leider im Rollstuhl sitzen. Er leidet an einer lebensbedrohlichen Krankheit, die sein Leben auf längstens 12 Jahre verkürzt. Ich habe mich lange mit dem kleinen Ralf und seiner Pflegemama unterhalten. Ralf ist ein freundlicher Junge mit einem aufgeweckten Gesicht und kurzgeschnittenem, ganz dichtem Blondhaar. Sehr schnell habe ich ihn in mein Herz geschlossen. Nach einer etwas schüchternen Vorstellung, erzählte er mir begeistert davon, wie er bei seinem einwöchigen Besuch im Kinderhospiz Regenbogenland den Bagger führen durfte: „Ein echter Bagger! Und ich durfte richtig schaufeln!“ Und dann durfte ich ihm durch sein dichtes Bärchenhaar streicheln.

Ralfs Pflegeeltern kann man als sehr liebevolle und tapfere Kämpfer bezeichnen. Seine Mama erzählte mir von Ralfs trauriger Geschichte, wie er als zweijähriger aus einer von Verwahrlosung und Misshandlung geprägten Familie gerettet wurde und bei ihr und ihrem Mann ein neues Zuhause fand. Ein Jahr war er bei ihnen, als dann die Diagnose gestellt wurde. Das Amt wollte Ralf in eine Einrichtung geben, aber seine neuen Eltern wollten ihm nicht sein vertrautes Umfeld und seine vertrauten, lieb gewonnenen Menschen nehmen lassen. Seitdem war Ralf bei ihnen. Die Pflegemutter erzählte mir von den Problemen mit den Ämtern, den Kämpfen um einen passenden Rollstuhl, den Verhandlungen wegen notwendiger Umbauten im Haus, von den vielen kraftraubenden Korrespondenzen und Streitereien. Aber alles das stehen sie und ihr Mann durch und fechten es aus, weil sie Ralf so sehr lieben und er ihnen ebenfalls so viel Liebe und so viele schöne Momente schenkt, dass sie immer wieder zu dem einen Schluss kommen: Das alles ist es Wert, ER ist es Wert! – Wir haben uns mit einer langen Umarmung voneinander verabschiedet.

Der Motorradkorso – ganz großes Kino!

Gegen 13.30 Uhr startete der Korso. Wir standen am Straßenrand und haben applaudiert und gejubelt. Man könnte sich jetzt stundenlang darin verlieren, wie viele verschiedene Motorräder und vor allem wie viele verschiedene Typen am Korso teilgenommen haben: schwere Maschinen mit großen, starken Männern und auch mit zierlichen, starken Frauen, Retro-Bikes mit gelassenen, coolen Fahrern, sportive grellbunte Bikes mit jungen Heißblütern, die ihre Motoren extra aufheulen ließen, Fahrer mit Verkleidung, Fahrer mit hightech Motorradkleidung, Fahrer in lässiger Lederkutte und vieles, vieles mehr. Es war beeindruckend! Und wir standen noch immer da und applaudierten und jubelten, es war einfach unglaublich, wie lang dieser Korso war! In der Ferne konnten wir das Ende der Schlange derer, die sich noch in den Korso einfädeln würden, nicht absehen! Wir jubelten weiter und applaudierten. Uns taten bereits die Hände weh, aber wir wollten den Bikern unsere Bewunderung und unseren Respekt dafür zollen, dass sie bei diesem tollen Ereignis dabei waren, also klatschten wir weiter. Und viele der Fahrer bedankten sich bei uns, indem sie uns zuwinkten oder ein Lächeln schenkten oder kurz für uns hupten. Das hat wirklich viel Spaß gemacht!

Ganz vorne im Korso sah man viele Motorräder mit Beiwagen, in denen Kinder mit Behinderungen saßen, die über das ganze Gesicht strahlten, sie hatten zumeist feuerrote Wangen vor lauter Freude und Aufregung. In dieser Gruppe waren auch unsere Freunde Britta und Ralf. Britta mit dem riesigen Plüschherz war kaum zu übersehen (nochmals vielen Dank, liebe Britta, dass du unser Herz getragen hast!) und direkt in ihrer Nähe war Ralf mit seinen Beifahrern. Der kleine Ralf und seine Mama winkten mir aufgeregt zu, als sie im Korso an mir vorbei fuhren.

 

Es war ein wunderbarer Tag bei euch, liebe Biker4Kids, wir alle hatten unseren Spaß bei euch und wir freuen uns, dass wir einen kleinen Beitrag zu diesem wirklich großen und großartigen Event leisten durften!

 

Wenn ihr noch mehr Fotos von diesem Tag sehen möchtet, klickt HIER.

Alle Fotos von EyeBite – Oliver Hertrampf

 

 

Ein Gedanke zu „Im Plüschherz zwischen Bikern

  1. Klaus Riegler Antworten

    Lieber Carsten,
    danke für diesen wunderschönen Bericht, der die Stimmung auf unserem Korso sehr gut wiederspiegelt.
    Wir danken Euch für die tatkräftige und flexible Unterstützung!
    Wir würden uns freuen, wenn sich aus diesem beiden Aktionen eine langjährige Freundschaft der beiden Organisationen ergeben würde.

    Liebe Grüße
    Klaus Riegler
    Biker4Kids

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